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Ehrenamt zum Beruf gemacht

Vier Wochen Bibelschule in Israel – für manch einen mag das vielleicht trocken und langweilig klingen. Nicht so für Claudia Kloos. „Das war für mich der Höhepunkt meiner Ausbildung zur Gemeindereferentin“, sagt die 37-Jährige mit leuchtenden Augen. „Das Land, von dem wir sonst immer nur in der Bibel gelesen haben, konnten wir unter unseren eigenen Füßen spüren.“ Was sie dort verinnerlicht hat, kann sie seit einem Jahr als Gemeindereferentin in den beiden Pfarreiengemeinschaften Elsenfeld und Kleinwallstadt einbringen.

Der Weg, der hinter Claudia Kloos liegt, hat sie gefordert. Sie, die nach der Schule eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert, jahrelang auf einer Intensivstation arbeitet und schließlich sogar eine Fachweiterbildung in Anästhesie- und Intensivmedizin macht. In den ersten Jahren stimmt auch alles, der Bereich Pflege ist „ihr Ding“. Doch dann verändert sich das Gesundheitssystem zunehmend: „Der Wunsch, einen anderen Beruf einzuschlagen und Gemeindereferentin zu werden, ist letztlich aus der Frustationserfahrung aus meiner ersten Tätigkeit heraus entstanden“, erklärt Claudia Kloos, „für die Patienten blieb immer weniger Zeit.“

In ihrer Jugend hat sie nie einen Gemeindereferenten persönlich kennengelernt, der ihr Lust auf den Beruf hätte machen können. Dafür aber engagiert sie sich in der Jugendarbeit und der Heimatpfarrei, leitet bis zu ihrer Fachweiterbildung eine Jugendgruppe. „Als ich merkte, dass ich eine Veränderung brauche, habe ich mir gedacht: Mensch, wenn du das, was du früher im Ehrenamt gemacht hast, zum Beruf machen könntest – das wäre genial“, erinnert sie sich.

Sie stellt sich mit ihrem Berufswunsch bei Ausbildungsleiterin Cornelia Weiser vor und lässt sich eine Studienempfehlung des Bistums ausstellen, die jeder angehende Gemeindereferent mitbringen muss.
Ohne Abitur hat die junge Frau die Möglichkeit in Mainz an der Katholischen Hochschule oder in Freiburg an der Fachakademie ihr Studium der Religionspädagogik aufzunehmen. Für alle anderen Bewerber kommt zusätzlich die Katholische Universität in Eichstätt sowie die Hochschule in Benediktbeuern in Frage. Neben dem Schwerpunkt Religionspädagogik im Kontext der Schule, nehmen auch fachwissenschaftliche Themen einen großen Raum ein.

„Was viele nicht vermuten ist außerdem ein Schwerpunkt in Stimmbildung und Sprecherziehung“, erzählt Claudia Kloos und liefert gleich die Begründung: „Die Stimme ist unser Instrument, ohne Stimme können wir nicht im Gottesdienst, nicht in der Schule und auch nicht auf dem Friedhof arbeiten.“ Das praxisorientierte Studium in Freiburg kommt der damals 30-Jährigen entgegen, hatte sie doch schon mehrere Jahre nicht mehr die Schulbank gedrückt. Schulpraktika folgen auf Gemeindepraktika. Das Sozialpraktikum absolviert Claudia Kloos in einer Förderschule. Kollegen von ihr verbringen diese Zeit in der Gefängnisseelsorge, in der Klinik oder im Hospiz. „Das ist das Schöne: Wir hatten ganz vielfältige Möglichkeiten, in unserem Studium schon Gemeinde kennenzulernen“, erzählt die Gemeindereferentin.

Von der Fachakademie führt Claudia Kloos Weg direkt in die Gemeinde: Die dreijährige praktische Ausbildung, bestehend aus dem praktischen Jahr und zwei Jahren Assistenzzeit, verbringt die 37-Jährige in Klingenberg am Main. Ob Jugendarbeit, Firmkatechese oder die Projektarbeit mit den Ministranten – die junge Frau ist von Anfang an eingebunden. „Hier habe ich gemerkt, was mich wirklich an dem Beruf begeistert, nämlich bei den Menschen und mit den Menschen zu sein und das in großer Vielfalt.“

Diese Vielfalt bekommt Claudia Kloos auch in der Schule geboten. War sie zuerst in der Grundschule eingesetzt, unterrichtet sie nun in der Mittelschule. „Die Kinder in der 3. und 4. Klasse erliegen noch dem Zauber der biblischen Geschichten“, erzählt die Gemeindereferentin. „In der Mittelstufe stehen eher die klassischen Lebensfragen im Mittelpunkt und es kommt mehr auf mich an, weil sich die Schüler auch mal an mir als Person reiben wollen.“ Das ist für die Gemeindereferentin in Ordnung, mehr noch: „Durch die Arbeit mit den Jugendlichen bin ich nah dran, setze mich mit Themen auseinander, die für mich persönlich gar nicht mehr präsent wären – das hält jung!“, sagt sie und lacht.

Das Lachen bleibt, wenn die Gemeindereferentin an einen ganz besonderen Moment vor gut einem Jahr zurückdenkt: „Endlich von Bischof Friedhelm beauftragt zu werden, dieses Gefühl, am Ziel angekommen zu sein und gleichzeitig die unglaubliche Menschenmasse zu sehen, die wegen mir und meinen beiden Kollegen gekommen ist – da hats mich emotional gerüttelt.“ Die zweite Dienstprüfung hatte die Gemeinderefernetin bereits vorher absolviert, doch auf diesen Tag hat sie besonders hingelebt. „Sechs Jahre Ausbildung sind schließlich eine lange Zeit, aber es hat sich gelohnt.“

Claudia Kloos hat den Beruf gefunden, der sie erfüllt. Es ist vor allem die Arbeit mit den unterschiedlichsten Menschen, die sie erfüllt. „Und dabei finde ich besonders die Menschen spannend, die primär nicht in unser Gesichtsfeld rücken, die Menschen an den Rändern, wie Papst Franziskus so schön sagt.“

Aktuell ziehe es sie vor allem in die Trauerseelsorge. Das könne mit ihrer vorherigen Tätigkeit zusammenhängen, meint die 37-Jährige, die ihren Beruf auch als Kraftgeberin für Menschen versteht, die Krankheit, Leid und Tod tragen. Ein Menschenfreund müsse man für den Beruf Gemeindereferent aber so oder so sein. „Und eine gewisse Demut muss man mitbringen, das Eigene nicht in den Vordergrund stellen“, sagt Claudia Kloos und hebt ihre Hand gen Himmel. „Denn letztlich ist ER da oben der, der uns für die Menschen befähigt.“