Würzburg (POW) Bei aller Umstrukturierung sollten die Kirchen vor Ort als Lebensquellen erhalten bleiben. Das hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Dienstag, 5. Juli, bei der Kiliani-Pontifikalvesper für Priester, Diakone und pastorale Berufe im Kiliansdom hervorgehoben. „Viele Gottesdienstformen, Andachten und Wortgottesdienste können auch ohne Priester und Diakon gefeiert werden. Wichtig ist, dass auch die Communio der Gläubigen in der Kirche erlebbar bleibt.“ Rund 600 Seelsorger aus dem ganzen Bistum Würzburg feierten den Vespergottesdienst mit. Bischof Hofmann erinnerte an das Motto „Das Erbarmen des Herrn will ich ewig preisen“, unter dem die diesjährige Wallfahrtswoche steht. Er dankte den im Dom versammelten Seelsorgern für ihren Einsatz in der Pastoral. „Ich weiß um Ihre Belastungen“, sagte er. Das Jahr der Barmherzigkeit sei ein Aufruf an alle Seelsorger, sich von Gottes Barmherzigkeit ergreifen zu lassen, aber auch eine Einladung an die Mitmenschen.
In seiner Predigt sagte der Bischof, dass derzeit eine Umbruchszeit die Gesellschaft durchrüttle und die Kirche ihre Stellung in der modernen Gesellschaft neu finden müsse. Wegen der Mobilität der Menschen und der neuen Kommunikationsmöglichkeiten greife die bisherige Organisation der Seelsorge nur bedingt. „Die Menschen leben nur zum Teil an den Orten, wo sie wohnen. In Wirklichkeit können sie sich über Internet und andere Medien in ganz andere Welten einklicken, alle möglichen Informationen einholen und selbst gestalten.“ Bleibende Oasen sind laut Bischof Hofmann neben den Gotteshäusern nur mehr die Kindergärten, die Schulen und die sozialen Dienste. „Will man dem Rechnung tragen, dann müssen wir neue Wege finden, dem Lebens- und Heimatgefühl der Menschen nahezukommen.“ Allen Getauften und Gefirmten kämen vielfältige Möglichkeiten der aktiven Glaubensweitergabe zu. „Über das allgemeine Priestertum der Gläubigen hinaus aber ist der Priester nicht nur ein Gesandter, sondern ein Gesalbter – aber ein zum Dienen Gesalbter.“
Ausdrücklich hob der Bischof hervor, dass es wichtig sei, die Kirche im Dorf zu belassen und das Gotteshaus der Gemeinde lebendig zu halten. In den Pfarreiengemeinschaften müsse nicht in jeder Kirche das Gleiche geschehen. „Spezialisierungen in den einzelnen Gemeinden je nach eigenen Möglichkeiten und Charismen der dort Lebenden können sehr wohl zuträglich sein.“ Außerdem regte der Bischof an, Sonntagszentren zu schaffen, an denen – wie in Amerika und zum Teil auch in England praktiziert – den ganzen Tag über gemeinschaftliche Aktivitäten angeboten werden. So könnten dort Besucher mit ihren Familien andocken. „Eine besondere Aufgabe bei den Überlegungen zur Neustrukturierung ist der Blick auf den Freiraum der aktiv in der Seelsorge Stehenden, damit Zeit für die persönliche Begegnung und Seelsorge bleibt.“
An den Vespergottesdienst schloss sich bei sommerlichen Temperaturen eine Begegnung der Seelsorger auf dem Kiliansplatz an.